Der
Erfolgsautor Bernd Hauser verlässt das Land zur Recherche für einen neuen Roman
und bittet seinen wenig erfolgreichen Berufskollegen Michael Neumann samt
Familie, in der Zwischenzeit auf sein Haus im verschlafenen Dorf Eichenau bei
Mürren aufzupassen. Dort angekommen, lernen die Protagonisten der Geschichte
ziemlich rasch ihre mitunter zwielichtige, teilweise offen feindselige
Nachbarschaft kennen und stoßen auf einen Vermisstenfall, der sie nicht wieder
los lässt. Das vermeintlich unbedeutende Verschwinden eines Landstreichers
zieht die Familie mehr und mehr in ein verwirrendes Geflecht voll von
Niedertracht, Erpressung und mörderischen Gedanken. Besonders die sporadische
Anwesenheit des immer wieder einmal auftauchenden Nachbarn Wilhelm Schrammel
wirft mehr Fragen auf, als Michael Neumann, mit seiner schwangeren Frau Susan
im Schlepptau, imstande ist zu beantworten. Ganz im Gegenteil. Sonderbare
Begegnungen und Unheil versprechende Ereignisse verstärken sich von Tag zu Tag.
Breiten einen schweren Schatten über die Familie. Gerade dem abwesenden
Hausherrn kommt dabei eine immer gewichtigere Rolle zu. Die von Enttäuschungen
und Narzissmus zerfressene Hauptfigur Michael Neumann gerät im Zuge gründlicher,
mitunter sehr prekärer Untersuchungen an Informationen, die für den weiteren
Verlauf der Begebenheiten von elementarer Bedeutung sind. Doch nur mit Hilfe
seiner Frau und seiner kleinen Tochter Julia kommt er schließlich hinter jenes
Geheimnis, dass sich zuvor noch wie ein düsterer Schleier vor seinen eigenen Augen
ausgebreitet hat. Mit sehr schwerwiegenden Konsequenzen für alle.
„Notizen
eines Sommers“ begleitet den Leser durch einen Abgrund, der sich jeden Tag,
jede Stunde vor einem selbst auftun könnte. Begünstigt durch eine Welt, die mehr
vom Schein, denn vom Sein bestimmt wird. Stets begleitet vom Dünkel sich
niemals ändernder Konventionen, die keinen Raum dafür lassen, unter die Haut, hinein
in das wahre Wesen der Menschen zu blicken. Am Ende erkennt ein in sich selbst
Gefangener, wie der Hauptprotagonist durchaus zu bezeichnen ist, dass ihn nur
die Liebe retten kann. Um dies zu erfahren, muss er zuvor jedoch alles auf sich
nehmen, was genau dem widerspricht. Und das im vollen Bewusstsein seiner selbst
geschaffenen Realität. Man muss Michael Neumann nicht mögen, um die Angst zu
spüren, die während dieser Reise in ihm steckt. Die ihn aber letztendlich auch
rettet. Vielleicht muss man ihn sogar dafür hassen, um das zu begreifen.
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