Montag, 11. Januar 2016

Notizen eines Sommers



Der Erfolgsautor Bernd Hauser verlässt das Land zur Recherche für einen neuen Roman und bittet seinen wenig erfolgreichen Berufskollegen Michael Neumann samt Familie, in der Zwischenzeit auf sein Haus im verschlafenen Dorf Eichenau bei Mürren aufzupassen. Dort angekommen, lernen die Protagonisten der Geschichte ziemlich rasch ihre mitunter zwielichtige, teilweise offen feindselige Nachbarschaft kennen und stoßen auf einen Vermisstenfall, der sie nicht wieder los lässt. Das vermeintlich unbedeutende Verschwinden eines Landstreichers zieht die Familie mehr und mehr in ein verwirrendes Geflecht voll von Niedertracht, Erpressung und mörderischen Gedanken. Besonders die sporadische Anwesenheit des immer wieder einmal auftauchenden Nachbarn Wilhelm Schrammel wirft mehr Fragen auf, als Michael Neumann, mit seiner schwangeren Frau Susan im Schlepptau, imstande ist zu beantworten. Ganz im Gegenteil. Sonderbare Begegnungen und Unheil versprechende Ereignisse verstärken sich von Tag zu Tag. Breiten einen schweren Schatten über die Familie. Gerade dem abwesenden Hausherrn kommt dabei eine immer gewichtigere Rolle zu. Die von Enttäuschungen und Narzissmus zerfressene Hauptfigur Michael Neumann gerät im Zuge gründlicher, mitunter sehr prekärer Untersuchungen an Informationen, die für den weiteren Verlauf der Begebenheiten von elementarer Bedeutung sind. Doch nur mit Hilfe seiner Frau und seiner kleinen Tochter Julia kommt er schließlich hinter jenes Geheimnis, dass sich zuvor noch wie ein düsterer Schleier vor seinen eigenen Augen ausgebreitet hat. Mit sehr schwerwiegenden Konsequenzen für alle.

„Notizen eines Sommers“ begleitet den Leser durch einen Abgrund, der sich jeden Tag, jede Stunde vor einem selbst auftun könnte. Begünstigt durch eine Welt, die mehr vom Schein, denn vom Sein bestimmt wird. Stets begleitet vom Dünkel sich niemals ändernder Konventionen, die keinen Raum dafür lassen, unter die Haut, hinein in das wahre Wesen der Menschen zu blicken. Am Ende erkennt ein in sich selbst Gefangener, wie der Hauptprotagonist durchaus zu bezeichnen ist, dass ihn nur die Liebe retten kann. Um dies zu erfahren, muss er zuvor jedoch alles auf sich nehmen, was genau dem widerspricht. Und das im vollen Bewusstsein seiner selbst geschaffenen Realität. Man muss Michael Neumann nicht mögen, um die Angst zu spüren, die während dieser Reise in ihm steckt. Die ihn aber letztendlich auch rettet. Vielleicht muss man ihn sogar dafür hassen, um das zu begreifen. 

 

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