Mikhail
Volkov wächst Anfang der Siebzigerjahre in der Ukraine auf. Sein Vater
Alkoholiker, seine Mutter gleichgültig, flüchtet er sich vor den Misshandlungen
im eigenen Heim in die scheinbar heile Welt des Kommunismus. Tritt nach Jahren
voller Demütigungen schließlich eine Lehre im Traktorenwerk von Charkiw an und
wird, ins wehrpflichtige Alter gekommen, in die Rote Armee an den Ural
einberufen. Zu diesem Zeitpunkt ist Volkov längstens zum Mörder geworden.
Vordergründig als vermeintliches Opfer der Umstände. In Wahrheit aber als
Produkt der Welt, die ihn umgibt. In der Kaserne angekommen, wird er mit dem
brutalen und erniedrigenden System der Dedowschtschina konfrontiert. Der
Herrschaft der Großväter, die alle Rekruten des Abschlussjahres über die
Neuankömmlinge ausüben. Mischa steckt diese Bewährungsprobe aufgrund der Qualen
in seiner Vergangenheit beinahe locker weg und wird schließlich selbst ein
Großvater. Der eine blutige Spur hinter sich herzieht. Zurück im zivilen Leben,
begibt er sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den Dunstkreis der
Moskauer Mafia und flieht, nachdem man ihn übers Ohr gehauen hat, schließlich
zur Fremdenlegion, die ihm fünf Jahre lang Unterschlupf gewährt. Dort wird sein
Hang zur Gewalt weiter geschürt, ehe er nach dem Ausscheiden aus dieser Armee den
Weg zurück ins zivile Leben sucht und eine Ausbildung als Personenschützer
absolviert. Es folgen ebenso turbulente wie mörderische Jahre in Deutschland,
den USA und in Israel, bis er letztlich in Wien seine Zelte aufschlägt. Und
dort an einen alten russischen Intellektuellen gerät, der ihn im gleichen Maße
fasziniert, wie er auch von ihm irritiert ist. Und als die zarte Knospe der
Liebe zu einer jungen, hübschen Frau verwelkt und sich Volkov in seinem Beruf
als Leibwächter immer mehr an der eigenen Kundschaft reibt, steht dem
nihilistischen Unwesen des Hauptprotagonisten nichts mehr im Wege. Immer
geprägt von der lange vergangenen und doch stets präsenten Herrschaft der
Großväter. Wäre da nicht der alte Russe, der wie eine Sphinx über der ganzen
Geschichte thront.
Abwechselnd
im Tagesgeschehen und in autobiografischen Rückblenden wird das Leben der
Hauptfigur Mikhail Volkov durchleuchtet, das bis auf wenige Ausnahmen eine
beklemmende Szenerie offenbart. Die Figur des Hauptprotagonisten wird dabei bis
runter zu den Gebeinen seziert und liefert mitunter das verstörende Bild einer
zerschundenen Seele, der selbst in den hellsten Momenten ihre Monstrosität
nicht abhandenkommt. Mikhail Volkov ist all das was man hasst, wenn man sich
frühmorgens im Spiegel betrachtet und spätabends erkennen muss, dass dieses
Bild an einem miesen Tag ganz nahe neben einem selbst steht.
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