Sonntag, 12. August 2012

Einheitsbrei

Wer sieht sich nicht tagtäglich damit konfrontiert? Am Parkplatz, im Supermarkt, im Wirtshaus. Oder wo auch immer er seinen Tag verbringt. Womöglich sogar bei der Arbeit. Nun, von derart profanen Tätigkeiten hat sich nur jener befreit, der letzen Endes auch seines eigenen Verstandes verlustig wurde. Und ich spreche hier keineswegs über die Politik. Ganz im Gegenteil. Ich bin geneigt, in dieser lausigen Niederschrift die Politik zu verteidigen. Was an und für sich schon das Prädikat „lausig“ verdienen würde. Oder etwa nicht? Denn wer ist schließlich für all den Jammer verantwortlich, den uns Tag für Tag ein Sammelsurium an mit Druckerschwärze versehene Blätter aus Papier ins Haus bringt. Oder rund um die Uhr ein wie ein Habicht lauerndes Rechteck, dass mittlerweile beinahe jeden Raum unseres Lebens mit in Beschlag genommen hat. Für die weniger geometrisch Veranlagten unter uns: Ja, ich meine diese Scheißkiste, die sich Fernseher nennt. Aber was bringt es schon, sich gegen die Allmacht von Politik und Medien aufzulehnen. Schließlich sitzen die armen Pussy Riot im russischen Knast. Weil sie Kritik geübt haben. Warum man dafür gerade eine religiöse Stätte auserkoren hat, wird nicht weiter hinterfragt. Da es ja eine der Christen ist. Die vertragen das schon. Schließlich hat auch Jesus ertragen, ans Kreuz genagelt zu werden. Ja, unsere angeblich so freie und unbeugsame Medienlandschaft ist schwer damit beschäftigt, jeden bildlich festzuhalten, der gegen abendländische Symbole schifft, kotzt oder onaniert. Die Informationspflicht geht schließlich über alles. Da wird dann auch voller Stolz in den Hauptnachrichten ein Transparent eingeblendet, dass den glorreichen Titel trägt „Hätte Maria abgetrieben, wär uns das erspart geblieben“. Zum Besuch von Papst Benedikt dem XVI. Nett, nicht war? Mich hätte interessiert, was los wäre, würde man mit einem ähnlichen Plakat den höchsten islamischen Mufti bei einem Staatsbesuch beleidigen. So nach dem Motto, wäre Mama Mohamed zuhause geblieben, hätte es keinen Tschihad gegeben. Niemand hat das Recht, sich seine Welt so zu Recht zu biegen, dass es eine Vielzahl anderer Menschen entwürdigt. Das gilt für alle Seiten. Und wer Recht und Gerechtigkeit für sich in Anspruch nimmt, sollte einmal ganz genau vor seiner eigenen Türe kehren. Tote in Syrien und überall auf der Welt will kein Mensch. Aber nur aufgrund des Titels „Opposition“ darauf zu beruhen, dass deren Sache die einzig gerechte ist, ist ebenso einfältig wie leichtgläubig. Die Medien sind längst ein willfähriger Helfer illegitimer Ziele geworden. Und wenn man sich den Ton in der Berichterstattung generell anhört, wird man zum Schluss kommen, dass dies durchaus Methode hat. Das ist schwerstens zu bedauern, wird letztendlich aber auch zu einer Reinigung führen. Das Problem der Menschen, der Medien und auch der Politik selbst ist leicht erklärt. Man sucht Leute, die alles können, alles wissen und mit jeder Bedrohung zu Recht kommen. Aber so jemanden gibt es nicht. Und nach menschlichem Ermessen wird es so jemanden auch niemals geben. Also versucht man Illusionen zu schaffen. Das TV-Bild ist in seiner letzten Konsequenz aber nicht an guten Nachrichten interessiert. Es will nur zeigen, wie Menschen sich entblößen, sterben, sich selbst vernichten. Jeden Tag aufs Neue. Jede Minute. In den unendlichen Sendungen dieser Welt. Auch jetzt, wo wieder eine Existenz für ein tausendstel Prozent Auflage oder Quote dem geifernden Fleischwolf vorgeworfen wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hier kannst Du meinen Post kommentieren: