Laut Vereinten Nationen werden heute ca. eine Milliarde Menschen tagtäglich von Hunger bedroht. Das ist eine gigantische Zahl, die man keineswegs leichtfertig vom Tisch wischen sollte. Auch nicht in der westlichen Wohlstandswelt. Denn eines ist klar. Die Krise in der sogenannten Dritten Welt wird über kurz oder lang unsere eigene werden. Das scheint vorprogrammiert. Denn wenn die letzten Ressourcen geplündert sind, werden sich die Menschen auf die Pfade nach Europa und Nordamerika begeben. In einem bis jetzt noch nicht gekannten Ausmaß. Betrachten wir am Beispiel einiger Länder den Ist-Zustand. In Kenia etwa leiden die Kleinbauern unter akutem Wassermangel. Aber nicht, weil keines da wäre. Nein, das Wasser wird für gigantische Glashausanlagen zur Rosenzucht verwendet. Also für Produkte, die ausschließlich und zu Dumpingpreisen in den Export gelangen. Dank Vetternwirtschaft und Korruption wird den Leuten einfach der Wasserhahn abgedreht und das kostbare Naß somit auch der Landwirtschaft entzogen. Ergebnis ist, daß große Teile der Landbevölkerung auf Lebensmittelhilfen aus dem Ausland angewiesen sind und die Tiere verdursten. Gehen wir weiter nach Indien sehen wir, wie Monokulturen und gentechnisch verändertes Saatgut das natürliche Gleichgewicht zerstören. US-Konzerne haben dabei ihre Hände im ganz großen Stil mit im Spiel. Einheitsreis und Baumwolle werden gepflanzt, die Bauern überschulden sich und geht dann die wenig resistente Ernte flöten, treibt das die Menschen in den Selbstmord. Über 200.000 alleine in den letzten Jahren. Übrig bleiben Frauen und Kleinkinder, gefangen in der Spirale des Hungers. Ein ähnliches Bild bietet sich in Brasilien, das nach außen hin den Wirtschaftsboom vorgaukelt. Die Realität sieht leider anders aus. Millionen von Hektar Regenwald werden auf der Gier nach Edelhölzern gerodet und die dadurch neu entstandenen Flächen monokultiviert. Mit Mais und Soja, daß in Europa zu Futtermitteln weiterverarbeitet wird. Dazu kommt eine gigantische Rinderproduktion, die mit dementsprechender Umweltzerstörung einhergeht. Die ansässigen Bauern werden von den Konzernen verjagt und teilweise in Zuckerrohrplantagen versklavt. Wo sie einfach verschwinden und oft genug bis zum Tode ausgebeutet werden. Unser letzter Weg führt uns nach Haiti, das schon vor dem verheerenden Erdbeben dieses Jahres am Boden lag. Erschütternde Bilder eines zerstörten Landes. 97 Prozent des Baumbestandes wurden abgeholzt, Flüsse völlig vermüllt. Die Landwirtschaft wurde unter dem verrückten Diktator Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier aufgegeben und teure Lebensmittel importiert. Seitdem hängt Haiti am Tropf der USA und dessen wirtschaftlichen Interessen. Erschreckend die Situation in den Städten, die aufgrund einer ausufernden Landflucht völlig überfüllt sind. Frauen backen auf schmutzigen Straßen sogenannte Schlammkekse, ein Gemisch aus Erde, Wasser, Butter und Salz, das in der Sonne hartgetrocknet wird. Der Hunger ist täglicher Begleiter. Das Problem in diesen und in noch vielen anderen Ländern ist die anhaltende Perspektivlosigkeit. Saatgutkonzerne haben die heimischen Sorten ausgemerzt und liefern ihre überteuerten, oft wenig resistenten Produkte. Gentechnisch veränderter Reis beispielsweise hat einen um die Hälfte geringeren Sättigungsfaktor als herkömmlicher. Dazu kommt, daß in vielen afrikanischen, asiatischen, und lateinamerikanischen Staaten die Korruption sehr stark verwurzelt ist. Inklusive verantwortungsloser Regierungen, die nur auf sich selbst und ihrem Klüngel bedacht sind. Umwelt, Tier und Mensch werden rücksichtslos vernichtet. Bis der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen und der letzte Hektar Land von Pestiziden vergiftet ist. Und sind erst einmal diese Ressourcen erledigt, wird der Raubbau zwangsläufig auch in unseren Gefilden weitergehen. Bis auch in der ersten Welt nichts mehr da ist, was verzehrbar ist. In den 70er Jahren kam die Endzeitvision „Soylent Green“ mit dem unvergleichlichen Charlton Heston in die Kinos. Ein Film der eine Welt (im Jahr 2022) beschrieb, in der es nichts mehr gab. Und in der eine diktatorische Regierung die hungernden Massen mit dem letzten verbliebenen Nahrungsmittel sporadisch versorgte. Mit „Soylent Green“, daß sich am Ende als Menschenfleisch herausstellte. Vor 30 oder 40 Jahren schien diese Vision undenkbar, utopisch. Heute sind wir einen beträchtlichen Schritt näher in diese Richtung gegangen. Und wenn die Regierungen der großen Industrieländer inklusive China nicht aufwachen, die Realitäten erkennen und den oft durch unsere Schuld verarmten Staaten nicht endlich effektiv helfen anstatt Brotkrumen zu verteilen, wird für unsere Kindeskinder „Soylent Green“ irgendwann kein flüchtiger Alptraum sein. Sondern bittere Realität.