Exposé zum Roman „Tödliche Sprichwörter“
Luc
und Julie, die Kinder von Suzanne und Michel De Colle müssen am Friedhof von
Eichenau ihre Eltern zu Grabe tragen. Der Erschütterung über einen angeblichen Verkehrsunfall
folgt bald der Verdacht, es womöglich mit einem Verbrechen zu tun zu haben. Oder
gar mit Zweien? Diese Befürchtung kommt jedenfalls auf, als die beiden
unterschiedlichen Geschwister seltsame Papiere entdecken, die gut im Haus
versteckt und wohl die Ursache für mehrere missglückte Einbrüche waren. Die
Beiden beginnen, nachdem die Polizei kaum Interesse zeigt, auf eigene Faust zu
recherchieren und stoßen dabei bald auf eine konkrete Spur. Schnell entwickelt
sich eine rasante Geschichte quer durchs benachbarte Tschechien, wo sie selbst
unter Mordverdacht geraten und eine nervenaufreibende Flucht zurück ins heimische
Waldviertel beginnt. Wo dann auch das Lokalkolorit ins Visier von Julie und Luc
gerät. Und sie wiederum ins Fadenkreuz örtlicher Würdenträger, die ihre Leichen
lieber im Keller behalten wollen. Die Kriminalgeschichte ist vollgepackt mit
dubiosen und obskuren Gestalten, die immer wieder ihren Weg kreuzen und sie
schließlich, nach mehreren überraschenden Wendungen sowie riskanten Abenteuern
auch ans Ziel führen. Dabei behilflich sind ihnen ein Prager Kriminalkommissar
und dessen bis zum Schluss skeptische österreichische Kollege. So erleben die
zwei Hauptprotagonisten eine tiefgründige Reise in ihre eigene Vergangenheit,
die auch immer Mal wieder für Reibungen und Konflikte untereinander sorgt.
Vielmehr sind ihre Nachforschungen jedoch eine Art der Trauerbewältigung nach
dem Tod der beiden Eltern, die sie sehr geliebt haben. Stets mit dabei sind die
lateinischen Zitate und Verse, die sie ihr Vater während der Schulzeit hat
auswendig lernen lassen.
„Tödliche Sprichwörter“ ist einerseits ein klassischer Krimi mit obligatorischen Verstrickungen und überraschenden Wendungen, andererseits aber auch eine investigative Geschichte mit zahlreichen Anlehnungen an jüngste politische und gesellschaftliche Ereignisse. Gespickt mit Witz ebenso wie mit Kritik. Die toten Eltern sind dabei omnipräsent und führen Julie und Luc an der imaginären Hand durch dieses letzte gemeinsame Abenteuer. Wobei den Kindern gerade die vielschichtigen Erinnerungen an sie Trost Spenden und Mut machen, wenn sie dieser mitunter verlässt. Der Roman kann somit auch als eine Liebeserklärung von Eltern an ihre Kinder und umgekehrt verstanden werden.