Donnerstag, 14. April 2011

Quo vadis, Hellas?

Nun, wer schätzt es nicht, das Land an den Gestaden der Ägäis? Die Heimat von Platon, Homer und Sokrates. Die Wirkstätte der Spartaner, Minoer und Makedonier. Das Füllhorn aller Mythologie, die Geburtsstätte der Demokratie und der Olympischen Spiele. Wer mag ihn nicht, den Wein, den Feta, die Oliven? Griechenland ist eine der Wiegen unserer Zivilisation. Der Ausgangspunkt zu einer Welt, die auf jenen Werten beruht. Blickt man heute auf diesen Staat, so vermag man fast nicht mehr daran glauben. Marodierende Chaoten, die Athen oder Saloniki in regelmäßigen Abständen verwüsten. Ein von Korruption ausgehöhlter Staatsapparat, der sich in allen Ecken des öffentlichen Lebens festgesetzt hat. Ein Land, das mit verbundenen Augen auf den Bankrott zusteuert. Griechenlands Mißwirtschaft gefährdet sowohl den Euro, wie auch die Europäische Union als Ganzes. Die Krise ist hausgemacht. Alleine die Tatsache, daß ein Viertel (!) aller erwerbstätigen Hellenen dank Vetternwirtschaft einen Staatsposten bekleiden, spricht Bände. Zudem werden fast keine Steuern entrichtet. Wie auch, wenn Verwandte in den Finanzbehörden sitzen und den Betrug gegen andere Gefälligkeiten unterstützen? Zustände, die einer Bananenrepublik gleichen. Aber die Griechen sind durchaus erfinderisch. So erschlich man sich die Eintrittskarte in den Euro-Raum mittels gefälschter Bilanzen, die von den langatmigen Eurokraten in Brüssel wohlwollend durch gewunken wurden. Nun, da kein Zahlenjongleur mehr die bittere Wahrheit über den Staatssäckel verschleiern konnte, wurde die EU doch aufmerksam. Und die Dramatik der Lage lässt seit Aufdeckung dieser Missstände keine Wünsche offen. Die Verschuldung ist so enorm, daß es kaum Hoffnung gibt, den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen. Also nahm man Griechenland als ersten desolaten Staat unter den sogenannten Rettungsschirm. Andere folgten. Was für Hellas galt, muss nun auch für sie gelten. Zahlen tut’s der „kleine Mann“ in jenen Staaten, die sich an die Kriterien gehalten und nicht ihre Kohle zum Fenster hinausgeworfen haben. Die Zeche, die in den griechischen Amtsstuben versoffen wurde. Dabei kann es einem schon den Magen umdrehen. Und die Griechen selbst? Die schäumen seitdem vor Wut, da man sie tatsächlich zum Sparen aufgefordert hat. Und schlagen mal wieder alles kurz und klein. „Die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los.“ So schrieb es Goethe im Zauberlehrling. Und so geht es auch der Europäischen Union. Denn man hat es verabsäumt, eine Austrittsstrategie für solche Staaten einzuplanen. In der naiven Hoffnung, alle würden sich an die Spielregeln halten. Die EU ist ein wundervolles Friedensprojekt. Als geschlossener Wirtschaftsraum funktioniert sie leider nicht. Das werden sich über kurz oder lang alle eingestehen müssen, die daran glaubten. Die Tragödie Griechenlands ist dabei, auch unsere zu werden. Und wie immer sind wir den Mächten der alles verschlingenden Finanzwelt ausgeliefert. Eine Krise geht, die andere kommt. Und so ganz nebenbei heizt sich unser Planet auf wie eine Sauna. Wer auf die Zukunft anstoßen will, sollte es vielleicht mit griechischem Wein versuchen. Das hat zumindest etwas Ironie.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hier kannst Du meinen Post kommentieren: