Freitag, 21. Oktober 2011

Lockerbie

Aus aktuellem Anlass möchte ich auf ein Thema eingehen, dass unsere Zeit mehr prägt wie jedes andere. 1988 wurde eine Maschine der amerikanischen Fluglinie PanAm über dem schottischen Dorf Lockerbie zur Explosion gebracht, wobei 270 Menschen ihr Leben lassen mussten. Einer der libyschen Attentäter, 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt, wurde acht Jahre später von einem britischen Gericht begnadigt und auf freien Fuß gesetzt. Krebs im Endstadion war diagnostiziert worden. Ein humanitärer Akt, der einmal mehr von der arabischen Welt als Schwäche des Westens ausgelegt wurde. Wie sonst war der Empfang dieses Massenmörders vor einer johlenden Menge in Tripolis zu erklären? Inzwischen hat sich in Gaddafis Reich einiges geändert. Der Machthaber wurde nach einem blutigen, monatelangen Kampf von Aufständischen getötet. Ein Hauch von Freiheit weht seitdem über der nordafrikanischen Wüste. Bleibt abzuwarten, ob mit dem Revolutionsführer auch alle anderen bösen Geister verschwunden sind, oder ob sich nur neue Despoten installieren werden. Man wird sehen. Eines bleibt aber trotz des sogenannten „Arabischen Frühlings“ festzuhalten. Ob dieser nun scheitert oder nicht. Gab es nach dem 2. Weltkrieg den Konflikt zwischen Ost und West, so stehen sich in diesen Tagen verstärkt Orient und Okzident gegenüber. Und der Orient nutzt jede Gelegenheit, diesen Konflikt anzuheizen. So hat etwa vor nicht allzu langer Zeit eine völlig unbedeutende dänische Zeitung die Gefühle der arabischen Völker angeblich zutiefst verletzt. Durch den Abdruck einiger Karikaturen. Da hatten die Flaggenhändler in Teheran, Damaskus oder Gaza Hochkonjunktur. Die Fahnen konnten gar nicht so schnell verbrannt wie geliefert werden. Ich erinnere mich auch noch gut an die Bilder im Westjordanland nach den Anschlägen vom 11. September. Da wurde richtiggehend gefeiert. Und brannten daraufhin in London, Paris oder Washington die arabischen Botschaften? Nein. Natürlich nicht. Die Regierungen im nahen Osten, ob nun ausgewechselt oder nicht, versuchen stets durch Hetz- und Hasskampagnen die Menschen aufzuwiegeln und von den wahren Problemen abzulenken. Länder wie der Iran oder Saudi-Arabien könnten schon dank ihrer großen Bodenschätze unsagbar reich sein. Doch stattdessen herrscht Misswirtschaft und Korruption. Das eigene Volk wird bestohlen und der Westen schließlich als der Täter dargestellt. Solange das Bildungsniveau in solchen Ländern niedrig gehalten wird, wird sich daran auch nichts ändern. Die Massen werden weiterhin mit entflammten Strohpuppen durch die Straßen ziehen, während sich die Mächtigen die Hände reiben. Aber auch der Westen trägt einen Gutteil Schuld an diesem Dilemma. Mit utopischen Versuchen, Staaten wie den Irak oder Afghanistan zu demokratisieren. Wir wären gut beraten, jedes Volk nach seinem Ursprung, seiner jahrhundertealten Fasson gewähren zu lassen. Das würde viele Konflikte im Keim ersticken. Hüben wie Drüben. Vielleicht setzt sich dann einmal die Menschlichkeit durch. Und Mörder werden nicht mehr als Helden gefeiert. Sondern fahren dort hin, wo sie hingehören.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Tag der Einheit

Die „Glory Night“, wie sie die Scorpions heraufbeschworen hatten, ist seit 1990 Deutschlands wichtigster Feiertag. 3. Oktober, der Tag der Einheit. Aber auch ein markanter Tag für den Weltfrieden. Ich würde die deutsche Einheit als das größte Friedensprojekt seit 1945 bezeichnen. Vielleicht sogar noch mehr. Ein Rückblick auf die damalige Zeit versteht sich von selbst. Auf die friedlichen Proteste in Leipzig und Dresden, die den Machthabern in Berlin-Ost immer schwerer zusetzten. „Wir sind das Volk!“. Dieser Slogan wird in ewiger Erinnerung bleiben. Möglich wurde die Einheit aber nur durch einen Mann. Michail Gorbatschow. Reformer des untergehenden Sovietschiffes. Perestroika oder Glasnost seine Schlagwörter. Aber einer wußte es besser. Der damalige westdeutsche Bundeskanzler Helmut Kohl. Er wußte, wie schwer dieses Schiff bereits in Seenot war. Und wie kurz sich die Zeit für die Interessen Deutschlands belief. Auf Gorbis Datscha im Kaukasus wurde es besiegelt. Kurz bevor der Generalsekretär entmachtet wurde. Und alles Makulatur gewesen wäre. Es kam das zusammen, was zusammen gehörte. Mit all den Problemen, die sich aus jahrzehntelanger Teilung zwangsläufig ergaben. Der dicke Pfälzer Kohl hatte „blühende Landschaften“ im Osten versprochen. Bis heute ist davon wenig zu sehen. Aber er hat etwas geschafft, was viel bemerkenswerter ist. Er hat sich trotz seiner Leibesfülle durch eine Tür gezwängt, die nur sehr kurz offen stand und heute landläufig als „Deutsche Einheit“ bezeichnet wird.